Zwanzig Jahre Mörderische Schwestern
Am 3. Februar 1996 gründete sich in Frankfurt am Main eine Gruppe von Autorinnen und Krimifans als „Sisters in Crime German Chapter“. Sie bildete die deutschsprachige Abteilung des internationalen Verbands Sisters in Crime Inc., der sich seit 1987 mit Schwerpunkt USA und heute rund 3.600 Mitgliedern für die Förderung, Anerkennung und Professionalisierung von Autorinnen im Bereich Krimi einsetzt.
Dieselben Ziele verfolgten die damals sieben GründerInnen. Schnell gesellten sich weitere Autorinnen, Leserinnen, Buchhändlerinnen, Bibliothekarinnen, Übersetzerinnen, Lektorinnen und andere Buchbranchenprofis dazu. Heute zählen wir rund 600 „Mörderische Schwestern“, und wir haben in den vergangenen zwanzig Jahren viel erreicht.
Den Beinamen „Mörderische Schwestern“ gab sich unsere Gruppe bereits 1998, um den Fokus auf deutschsprachige Krimis zu verstärken. Auf dem Jubelwochenende zum zehnjährigen Bestehen 2006 in Köln beschlossen wir, uns ab sofort in erster Linie „Mörderische Schwestern“ zu nennen und die Bezeichnung „Sisters in Crime German Chapter“ als Beinamen zu führen. Neuverhandlungen mit Sisters in Crime, Inc. über größere Gestaltungsfreiheit für die deutschsprachigen Schwestern führten zu einer Lösung vom US-Verband. Im April 2012 wurde dann in Hannover der Verein „Mörderische Schwestern“ gegründet, mit Sitz in Berlin und inzwischen auch als gemeinnützig anerkannt.
Unsere unter Eigenregie organisierten Vollversammlungen fanden in Krefeld (2007), Erbach/Odenwald (2008), Düsseldorf (2009), Berlin (2010), Hannover (2011), Mainz (2012), Itzehoe (2013), Unna (2014), Fürstenried (2015) und Wolfenbüttel (2016) statt, jeweils umrahmt von öffentlichen Veranstaltungen wie Lesungen und Preisverleihungen.
Neben den jährlichen Treffen, die vorher nur während der Frankfurter Buchmesse und der Criminale stattfanden, lief unser interner Austausch über Informationen, Tipps und Meinungen zunächst über einen halbjährlichen Newsletter (damals noch als Print per Post, heute das Magazin „Mordio“ als PDF). Seit Anfang 1999 haben wir eine eigene Website. Ein Jahr später ging eine stets sehr aktive Mailingliste an den Start, zeitweise begleitet von einem Onlineforum. Großen Zuspruch fanden ab März 1999 die Regionalgruppen, zuerst in Frankfurt am Main, dann Nord, West, Stuttgart, Berlin, Österreich (Wien), Schweiz (Zürich), Sachsen und an weiteren Orten mit jeweils individueller Programmgestaltung zu Austausch und Weiterbildung.
Mit einem Werkverzeichnis ab 1999 (auch erst als Printversion, heute auf der Website) machen wir auf unsere Romane, Storybände, Anthologien, Übersetzungen und andere Veröffentlichungen aufmerksam.
Darüber hinaus ist es uns stets ein Anliegen gewesen, in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie international mit krimischreibenden und -lesenden Frauen (und Männern) in Kontakt zu treten und sich auszutauschen über die Bedingungen der jeweiligen Buchmärkte. Viele Schwestern sind Mitglied in anderen Verbänden der Krimi- bzw. Buchbranche, auch in nicht-deutschsprachigen Ländern. Besonders wichtig ist uns aktuell die Teilnahme an der „Initiative Urheberrecht“ und weiteren, auch internationalen Zusammenschlüssen zur Stärkung der Autorenrechte und zum Erhalt der Vielfalt von Buchmarkt und Buchkultur.
Gemeinsame Aktivitäten der Mörderischen Schwestern hatten von Anfang an eine hohe Priorität. Es begann mit der Herausgabe von Kurzkrimibänden, zu denen nur Schwestern beitrugen. Dazu trat ab der Criminale in Koblenz 2006 eine neue Form der öffentlichen Präsentation: Auf „Ladies Crime Nights“ lesen 8-12 Schwestern Ausschnitte ihrer Werke. 2007 startete das verbandsinterne Mentoringprogramm. Mit der Einrichtung eines dreimonatigen Arbeitsstipendiums, für das sich alle deutschsprachigen Autorinnen mit einem unveröffentlichten Kriminalroman oder einer Krimistorysammlung bewerben können, führten die Mörderischen Schwestern 2014 ihren Vereinszweck weiter aus.
Seit 2009 zeichnen die Mörderischen Schwestern alle drei Jahre Menschen aus, die sich um die von Frauen verfasste deutschsprachige Kriminalliteratur besonders verdient gemacht haben: 2009 Else Laudan (Argument Verlag, Ariadne-Reihe), 2012 Almuth Heuner (Netzwerkerin), 2015 Nina George (Urheberrechtsaktivistin). Ihnen wurde die „Goldene Auguste“ verliehen, die nach einer der ersten Krimiautorinnen, Auguste Groner aus Wien, benannt ist.
Als Koordinatorinnen und Ansprechpartnerinnen nach innen und außen standen bislang folgende Präsidentinnen bzw. Erste Vorsitzende ihre Frau: Anneli von Könemann 1996-97, Karin Tränkner 1997-99, Almuth Heuner 1999-2001, Susanne Mischke 2001-2005, Beatrix Kramlovsky 2005-2007, Gesine Schulz 2007-2009, Ulla Lessmann 2009-2010, Alexa Stein 2010-2012, Gisa Pauly 2012-2013, Sabine Klewe 2013-2014, Janet Clark 2014-2018 und Carola Christiansen 2018 bis heute.
Aber es sind ja nicht nur sie, die Dinge bewegt und bewerkstelligt haben. Unser aller Dank gilt auch allen anderen Mörderischen Schwestern, die mit oder ohne offizielle Funktion die Verbands- und Vereinsarbeit mitgestaltet haben, in welcher Form auch immer. Es gibt viele Anlässe, zu feiern, sei es das zwanzigjährige Bestehen dieser Gruppierung, das zehnjährige Bestehen unter dem Namen „Mörderische Schwestern“ oder das dreieinhalbjährige Bestehen als Verein – ohne uns alle wären wir nicht das, was wir sind, und nicht hier, wo wir heute sind.